22. Juli ist 1. Welttag des Gehirns

„Unser Gehirn – unsere Zukunft”: Mehr Bewusstsein für die Bedeutung der Gehirn-Gesundheit – Mehr Prävention für oft unterschätzte Krankheiten

Die Neurologie-Weltföderation (World Federation of Neurology, WFN) hat den 22. Juli zum 1. Welttag des Gehirns erklärt. Dieser Anlass, an dem sich auch die Österreichische Gesellschaft für Neurologie beteiligt, soll zu mehr Aufmerksamkeit für die Bedeutung der Gehirn-Gesundheit und die Prävention oft unterschätzter Erkrankungen beitragen. Neurologische und psychiatrische Erkrankungen des Gehirns sind für 13 Prozent der globalen Krankheitslast verantwortlich – mehr als Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebs. Vielen Krankheiten kann vorgebeugt werden, es gibt sehr gute Diagnose-Methoden und wirksame Therapien. Doch die Ressourcen sind weltweit höchst ungleich verteilt.

Wien, Graz, Donnerstag 17. Juli 2014 – „Jeder dritte Mensch wird im Lauf des Lebens an Demenz oder einem Schlaganfall erkranken. Krankheiten, die das Gehirn betreffen, nehmen in einem Ausmaß zu, das unsere Gesundheitssysteme rasch überfordern kann. Es ist Zeit, zu handeln“, so Univ.-Prof. Dr. Reinhold Schmidt (Graz), Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN). „Neurologen sind die Anwälte der Gehirn-Gesundheit, sie müssen eine führende Rolle dabei einnehmen, diesen Herausforderungen durch neue Ansätze zu begegnen. Deshalb unterstützen wir die neue internationale Kampagne zur Gehirn-Gesundheit.“ Das sagte Prof. Schmidt anlässlich des 1. Welttages des Gehirns der World Federation of Neurology am 22. Juli. Der Termin ist nicht zufällig gewählt: Die WFN wurde am 22. Juli 1957 in Brüssel gegründet.

Krankheitslast weitgehend unterschätzt

Schlaganfall und Schädel-Hirn-Verletzungen sind global die beiden wichtigsten Ursachen von Behinderungen. Ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung leiden unter einer Behinderung aufgrund von Schädel-Hirn-Verletzungen. Der Schlaganfall ist weltweit die zweithäufigste Todesursache nach ischämischen Herzerkrankungen. Nach Berechnungen der WHO sind neurologische Erkrankungen allein für 4,5 bis 11 Prozent der weltweiten Krankheitslast verantwortlich, je nachdem, ob Länder mit hohem oder niedrigem Einkommen betrachtet werden. Das ist mehr als die Belastung durch Atemwegserkrankungen, gastrointestinale Störungen oder Krebs. Neurologische Erkrankungen verursachen laut WHO weltweit 12 Prozent aller Todesfälle.

Ungleich verteilte Ressourcen

„Die Krankheitslast ist ungleich verteilt, manche neurologische Erkrankungen treten in unterschiedlichen Teilen der Welt in unterschiedlicher Häufigkeit auf, oder betreffen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen“, so Prof. Wolfgang Grisold (Wien), Generalsekretär der WFN. „Obwohl wir in der Diagnostik und Therapie von neurologischen Erkrankungen große Fortschritte gemacht haben, bestehen enorme Ungleichheiten in der Verfügbarkeit von Therapien. Viele Menschen auf der ganzen Welt haben entweder keinen oder unzureichenden Zugang zu neurologischer Versorgung."

Für viele neurologische Erkrankungen stehen kostengünstige wirksame Therapien zur Verfügung, so Prof. Grisold: „Es ist besonders tragisch, wenn Patienten nicht einmal Zugang zu den grundlegenden Medikamenten haben. Am Beispiel der Epilepsie: Bis zu 70 Prozent der Menschen mit Epilepsie könnte durch eine Behandlung mit Antiepileptika anfallsfrei leben. Aber der Anteil der Patienten, die unbehandelt bleiben, liegt in den meisten Ländern mit niedrigem Einkommen bei über 80 Prozent.“

Gehirn-Gesundheit muss eine gesundheitspolitische Priorität werden

„Der 1. Welttag des Gehirns ist auch als Weckruf an die politischen Entscheidungsträger zu sehen. Trotz der großen Belastung, die sie verursachen, sind neurologische Erkrankungen viel zu wenig auf der gesundheitspolitischen Agenda präsent, auf nationaler wie internationaler Ebene“, sagt Prof. Grisold. „Die Botschaft, die wir hier mit dem 1. Welttag des Gehirns vermitteln, ist klar: Regierungen und internationalen Organisationen müssen die Gesundheit des Gehirns priorisieren.“

Ein Gutteil der Krankheitslast wäre vermeidbar. „Zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen zählen Impfprogramme für die Prävention von Neuroinfektionen und den neurologischen Folgen anderer Infektionen“, so Prof. Schmidt. „Krankheiten wie Schlaganfall kann durch Lebensstil-Maßnahmen und die Beeinflussung von Risikofaktoren wie Blutdruck, Cholesterin, Rauchen oder Diabetes verhindert werden. Mehr als 100 Millionen DALYs könnten allein durch effektive Strategien zur Reduktion von Schlaganfällen und Schädel-Hirn-Verletzungen gewonnen werden.“ (DALY, Disability Adjusted Life Years: Zahl der verlorenen Lebensjahre durch vorzeitigen Tod, kombiniert mit dem Verlust an Lebenszeit durch Behinderung)

Mehr als 100 nationale Fachgesellschaften tragen die Kampagne

Mehr als 100 nationale Mitgliedsgesellschaften der WFN – auch die ÖGN – setzen zum 1. Welttag des Gehirns Aktivitäten auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. Die WFN stellt dafür Informations- und Aufklärungsmaterial zur Verfügung. Eine wichtige Rolle in der Kommunikation spielen soziale Medien, insbesondere Facebook und Twitter.

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Twitter: @wfneurology
Hashtag: #WorldBrainDay
 
Quellen: Birbeck et al, Global opportunities and challenges for clinical neuroscience, JAMA 2014; Editorial, Europe’s shocking statistics on neurological and mental disorders demand a shift in priorities, Nature 2011; Gustavsson et al, Cost of disorders of the brain in Europe 2010, European Psychoneuropharmacology 2011; Collins et al, Grand challenges in global mental health, Nature 201; Olesen et al, The economic cost of brain disorders in Europe. European Journal of Neurology 2012; WHO: Neurological Disorders: Public Health Challenges; WHO Atlas, Country Resources for Neurological Disorders
 
WFN – Pressestelle Welttag des Gehirns
D. Birgit Kofler, B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung
E-Mail: kofler@bkkommunikation.com
Mobil: +43 676 636 89 30; Tel.: +43 1 319 43 78 13; Skype: bkk_birgit.kofler

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